Jahresrückblick 2018 - Seite 2

Fit and Fun - Bierchen

Süßer die Glocken...So fallen deutschlandweit ein paar Ideen in den Angebotsmarkt und jeder Club spielt die Karten: niedrige Einstiegshürden wie runter-rabattierte Aufnahmegebühren im Sale Off, flexible Vertragslaufzeiten gegen langfristig bindende Verträge mit monatlichen Zahlungsmodalitäten und jährlichem Kündigungsrecht, was die nachträgliche Eifersucht der alten Clubmitglieder auf die Palme und Schweißschübe über die Stirnen der Finanzvorstände laufen lässt.

Und dann kommen sie, die landflüchtigen Clubwechsler aus den Golfanlagen, die man vor 2-3 Jahrzehnten in die Botanik gefräst hat und die den Preisabstand zu den Privatiers unter den Clubs weit entfernt genug gehalten haben, dass man sich drum kümmern musste. Jetzt, da die Einstiegshürden runter sind, galoppieren sie herein in die neuen, metropolnahen Verheißungen des schnellen Glücks, mal eben ein Stündchen über die Fairways, danach ein Weizen und dann ins Nachtleben der Cities.

Sex PistolsJetzt, da das Totschlagargument: Preis nicht mehr gegen den Hedonismus dieser herumziehenden Golfnomaden mit ihrer geizgeilen Schwarmintelligenz schützt, wird den alten Mitgliedern die Gemengelage im Club zwischen zunehmend herunter gekommenem Volks- und ehemaligem Elitesport mitunter zu alltäglich banal und sie verlassen ihre einst im Himmel geschlossene Lebenspartnerschaft, ziehen ähnlich wie die herrenlosen Sportköter durch 3-4 Clubs oder widmen sich ganz dem Bridge.

Und die Jugend, ja die daddelt am iPhone rum und lässt sich schon bei nur lokaler Treffsicherheit einen Achtzylinder Biturbo und Trainingseinheiten in warmen Wintergeländen finanzieren, noch etwas verunsichert zwischen der elterlich gelernten Höflichkeit und der von den großen Namen der sportlichen Weltelite abgeschauten Arroganz, über das Clubgelände wippend. Sie leben von der Hoffnung, auch aus deutschen Clubs könnte über den Weg der Nachwuchsförderung der oder die Eine oder Andere zur Dauermitgliedschaft – am besten, der bringt seine ganzen Kumpels, Nerds, Buddies, Friends etc. mit – oder ins Ryder Cup Team finden.

Vom Upgrade in eine Mitgliedschaft der Jugendhoffnungen haben meistens die amerikanischen High-Schools und Unis, oder etwas drunter, größere Golfbetreibergesellschaften in Meckpom oder sonst wo auf dem Land etwas. Die Zeiten, als Bernard Langer und Martin Kaymer in der Weltelite mitspielten sind leider vorbei. Bezeichnend, das bei diesjährigen Ryder Cup kein einziger deutscher Spieler nicht einmal per Wild Card nominiert worden ist. Was also haben die ganzen Kampagnen und Programmen des Verbandes für Körperkoordinationsspiele mit einem kleinen weißen Ball gebracht?
Gewiss, die Aufmerksamkeit für den deutschen Golfsport haben sie enorm gefördert und auch eine starke emotionale Ebene ansprechen können. Die Kampagne war schlicht zum Totlachen und der deutsche Beitrag zum Ryder Cup Gewinn 2018 zutiefst bedauerlich.

Fit & Fun

Starke emotionale Bindungen konnte man in 2018 vor und vor allem nach dem Ryder Cup feststellen zwischen dem Come Back von Tiger Woods und den auseinanderstrebenden Trainermeinungen der in den deutschen Clubs für die erfolgreiche Nachwuchsarbeit wie für die Körperkoordination der Clubmitglieder beiderlei Geschlechts zuständigen vorwiegend männlichen Übungsengagements.

Die einen wussten, Tigers Zeit ist vorbei, der schafft das nicht mehr. Die anderen waren begeistert, als Tigers Ball den Weg ins Loch wieder fand und sie sahen ihn wieder die Turniere dominieren wie früher. Beide Seiten vereinigte eine lang anhaltende, spezielle Diskussion über die technischen und mentalen Dinge, denen Tiger sich nun widmen musste oder nicht, sollte sein Come Back an die Weltspitze führen oder misslingen.
Unsere Golftrainer waren plötzlich mutig engagierte Tigerdompteure; man hat das nicht gewusst, nicht wahr?

Was da an Trainings-Know-how tief schlummerte und nun seinen Weg in die Öffentlichkeit fand, hätte allemal ausgereicht, um ein Dutzend unserer Nachwuchshoffnungen in die Top Ten der Welt zu bringen und uns Diskoordinierten allesamt zu Single-Handicappern werden zu lassen.
Hätten wir mal besser zugehört, was hätte aus uns werden können? So stritten die Besten untereinander um den richtigen Weg, den richtigen Trainingsplan für Tiger Woods, mal mit Schwerpunkt technischer, mal stand die mentale Stärkung des Elite-Rekonvaleszenten im Trainingsvordergrund.

fit and fun OnGolf

Draufklicken dann GROß

Dass keiner der deutschen Hoffnungen im Jahr 2018 auch nur in die Nähe einer Ryder Cup Teilnahme für Europa kam, ist ganz und gar unverständlich bei dieser Expertise.
Natürlich fragt man sich, warum die Deutschen so wenig erfolgreich das Golfspiel beherrschen?

An Trainings-Know-how und -gelegenheiten kann es ja nicht gelegen haben. Mangelndes Talent und Hüftbeugeblockade, die besonders bei Vertretern weißer Rasse vorkommen sollen? Wohl eher auch nicht. Vielleicht hören wir einfach nicht gut genug hin, wer weiß?

So neigen wir anscheinend zu einem ausgewachsenen Minderwertigkeitskomplex, der sich dazu noch mit depressiven Elementen aus Hoffnungslosigkeit und vergeblichen Mühen zu einer veritablen Siegerparanoia bei den Pros und ein wenig abgeschwächter Versagensangst beim Anblick von Tees und Zielfahnen und allem dazwischen, sei es Wasser, Bunker oder einfach nur das Fairway bei uns Amateuren ausgeprägt hat.
Da versteht man natürlich, welch hartes Brot unsere Trainer mit uns teilen müssen.

Und so gehen wir denn, ohne Rücksicht auf die Dinge, die in 2018 passierten, mit frischer Freude und bedingungsloser Begeisterung ins neue Jahr.
Die Clubs machen jeder für sich tagtäglich ihre Nachwuchsarbeit, ohne jemals vom Gedanken irritiert zu werden, dass selbst aus 640 Driving Ranges keine Jugendleistungszentren werden. So klammert sich jeder Club für sich an das Ingenium seines Managers, dass die Rezession stoppen und die Pleite verhindern wird; ganz bestimmt. Und gräbt dabei den Nachbarclubs das Wasser ab und hofft beim Gesundschrumpfen nicht selbst zum Zwerg zu werden.

Der Verband schaut dem Treiben wohlwollend zu und lässt mittlerweile Dinge bei den Zweitmitgliedschaften und anderen Marketing-Etuden passieren, die die bestehende Unwirtschaftlichkeit und den Mitgliederschwund vieler Clubs mit Preisrückgängen und Kaufhauskultur bekämpfen; wohl bekomm’s!

fit and fun - worüber Golfer lachen

Und Amerika wird sich weiterhin fragen, wie ein im Vergleich mit ihren Stars zweitklassiger Haufen Golfer den Ryder gewinnen kann? Man wird das analysieren und herausfinden, dass dieser Haufen über sich hinausgewachsen ist, und zwar als ein Team. Nur die Seele des alten Kontinents wird ihnen ein Rätsel bleiben.
Etwas von dieser Seele wünschten wir uns für 2019 in unseren Clubs, nicht wahr?

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