Düsseldorf – mal anders Teil 3: Die Königsallee

Von der Prachtstraße zur Straße der Randale

Die Königsallee – Zur Begrüßung gab’s Äpfel.

Tritonenbrunnen Koenigsallee, Düsseldorf

 

Düsseldorf - KönigsalleeDüsseldorf - KönigsalleeDüsseldorf - Königsallee

Wegen ihres schönen Baumbestandes hieß die Königsallee bis 1848 Kastanienalle. Dann kam König Friedrich Wilhelm IV. zu Besuch in die Stadt, wollte über die heutige Prachstrasse Richtung Schloss Jägerhof per Kutsche und wurde von den Düsseldorfern mit gezielten Würfen von Pferdeäpfeln begrüßt.

So ist er nun mal, der Rheinländer, aber dann auch wieder einsichtig, ob seiner Taten und nannte zu deren Wiedergutmachung die Straße von Kastanienallee flück (schnell) um in Königsallee.

Das kostet nicht viel, im Gegenteil, hatte doch die Umbenennung marketingstrategisch sogar erhebliche Vorteile für die Stadt bis heute gebracht.
Freidrich Wilhelm ist wohl nicht mehr gekommen, andere gekrönte Häupter schon, obwohl sie sich der Gefahr wohl bewusst waren.

Einer von ihnen, mit dem eigentlich alles begann, kein geringerer als Napoleon Bonaparte selbst, hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklungen der kommenden Jahrhunderte.

Zunächst entvölkerte er durch den neunjährigen Militätdienst den männlichen Anteil in der Stadt erheblich, denn mehr als 90 Prozent der Männer blieben im Feld.

Unter dem französischen Kaiser verlor Düsseldorf seine alte Wehranlage, bekam aber später dafür Parks, die Heinrich-Heine-Allee und die Königsallee, die in seinem Auftrag vom Architekten Adolph von Vagedes als Kastanienallee angelegt wurde.

Düsseldorf profitierte nachhaltig vom Franzosen und seinen Verordnungen, die den Grundstein legten, dass die Stadt das Verwaltungszentrum für das industriell und wirtschaftlich aufstrebende Ruhgebiet wurde.

Die Menschen profitierten hier darüber hinaus auch für die Zeit nach der Arbeit durch Napoleons ausgeprägten savoir vivre, seiner Vergnügungs- und Genussleidenschaft wie der seiner zahlreichen Soldaten, die in der Stadt lagen; visitez ma tente, was die Kölner flück zu Fisematenen machten.

Nach 1811 stieg die Zahl der Gastronomiebetriebe deutlich an, der Kaiser daselbst speiste im „Schiffchen“, wo heute noch jene, die dort einen Tisch bestellen, meinen, sie seien der Kaiser selbst, zumindest ein Abkomme des Korsen. Es gab feine Bordells für die Offiziere, Pinten für die gemeinen Soldaten und Kanoniere und die noblen Etablissements auf der Ratinger Straße warteten ausschließlich auf Blaublüter.

Nun gut, das ist heute anders, Blaublüter sieht man aktuell eher wenige dort, aber den Kaiser dereinst freute es so sehr, dass, als Napoleon eines nachts vom Rhein aus die hell beleuchtete, damalige Nobelstraße erblickte, er „Rue de Martin“ ausgerufen haben soll. Ein Düsseldorfer, der des Französischen nicht mächtig war, hörte Retematäng. So war die bis heute im Volksmund immer noch gängige Bezeichnung für die Ratinger Straße formuliert.

Ballermann

Savoir Vivre heute

Nebenbei vermerkt, die Düsseldorfer taten sich auch in anderen Fällen und nicht nur damals mit der französischen Phonetik schwer, was einige srpachliche Fiesematänten mehr hervorgebracht hat.

Ich kann es zwar nicht beweisen, aber weil es sich so derart aufdrängt, muss es einfach mal bemerkt werden: dass damals unter’m Kaiser Teile der Düsseldorfer Altstadt mit Pinten für Soldaten und Kanonieren hergerichtet wurden, legt den Schluss nahe, dass heute, da die Altstadt gänzlich und, das war zu meinem Glück nicht immer so, zum Ballermann verkommen ist, auch diese Geschichte der Düsseldorfer Phonetik hier gewirkt haben mag.

Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn der mallorquinische und dann der Düsseldorfer Ballermann auf die napoleonische Zeit hier am Ort zurückgehen würde.

Kiefernstrasse DüsseldorfKönigsallee, DüsseldorfDass Napoleon bei seinen Besuchen in Köln ständig von den Düsseldorfer vorschwärmte, ist belegt, dass die Kölner u.a. deshalb (und natürlich wegen der Preussen, die Düsseldorf dem „katholischen Jesocks“ als Provinzhauptstadt vorgezogen haben) die Düsseldorfer schäl anschauen wahrscheinlich.

Dann gab es Krach wegen der Steuern mit den Franzosen (ist wie heute) und dem Kaiser folgten die Preußen und Schluss war’s mit savoir vivre und Retematäng. Na ja, und dann gab’s irgendwann mal Äpfel für’s gekrönte Häuptchen; aber das war bei der Vorgeschichte ja auch mehr als verdient, hatten die Preussen ja nun so gar nichts mit dem schönen Leben, der Freude, den dazu gehörigen Häusern und dem Genuss im Sinn.

Düsseldorf wurde also Provinzhauptstadt, später Landeshaupstadt und hatte die Kö, auf der sie des französischen Erbes des schönen Lebens und guten Benehmens gedachten.

Heute nun ist die Kö die Shopping Meile der Stadt. Wie gesagt, keine Meile, nicht mal ein Kilometer, aber wahrscheinlich aufgrund eben dieser „Organminderwertigkeit“ hat sich die Straße mal so richtig ins Zeug gelegt und ist zu einer veritablen brand-erection gekommen.

Wie einige Menschen, die eben von Natur aus zu klein geraten sind – da wäre schon wieder der kleine Franzose – und deshalb meinen, sich zu Höchstleistungen ständig steigern zu müssen, gilt dies auch für die Kö – und außerdem nagte natürlich auch der faux pas mit den Pferdeäpfeln am Über-Ich der Menschen hier.

Also Anstrengung war indiziert und so machte sich das Sträßchen mit den Kastanien auf, zu einer der bekanntesten Einkaufsstraßen weltweit zu werden. In Europa hat sie mittlerweile die zweithöchste Dichte an Filialen von Luxusmarken nach der Londoner New Bond Street, also noch vor der Fith Ave, den Champs, der Veneto usw. Wir nehmen das mal so.
Was ein Pferdeapfel und eine zu kurze Verkehrsader so alles bewirken können. (Demnächst hier mehr davon.)
Über Düsseldorf’s Geschichte gibt es einen sehr ausführlichen Artikel in Wikipedia. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite Düsseldorf Tourismus, auf der Webseite Bilderbuch Düsseldorf sowie auf der
Webseite Königsalle Düsseldorf.

Und hier geht es weiter:

Düsseldorf – mal anders Teil 4: Vom Killen und Pitschen

Düsseldorf – wo geht man hin?

Deutschland - Nordrhein-Westfalen - Düsseldorf

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