Köln zur Stunde Null

Wider das Vergessen.

Köln im Jahr 1945Köln im Jahr 1945 Es wird wieder modern, die Ursachen und die Schrecken des Zweiten Weltkriegs zu vergessen bzw. zu leugnen. OnGolf will dagegen die folgenden Bilder setzen, deren Autorschaft uns aber bislang unbekannt ist. Trotzdem; was Krieg ist und welche Folgen ein moderner Krieg hat, soll am Beispiel von Köln gezeigt werden. Und das war noch bevor die erste Atombombe in Hiroshima gezündet wurde. Köln steht dabei exemplarisch für viele andere Städte in Europa. Vor allem in Russland, Polen, Frankreich, Griechenland, Italien und vielen anderen mehr.

Oktober 1944 begann die Bombadierung der Rheinbrücken durch die 1. US-Armee als Einleitung des letzten Aktes des Dramas vom Untergang der Rheinmetropole. Am 6. März, gegen Mittag noch glaubten deutsche Pionieren, den amerikanischen Vormarsch aufhalten, zumindest verzögern zu können durch die Sprengung der Hohenzollernbrücke, der stolzen Stahlkonstruktion mit Kaiserlicher Statue und dem nunmehr letzten passierbarbaren Rheinübergang; vergebens. Denn bereits am 5. März hatte die 3. Spearhead-Division der 1. US-Armee mit dem alles entscheidenden Angriff begonnen, der schon am Mittag des darauffolgenden Tage am Kölner Dom endete; das linksrheinische Köln war von den Nazis befreit.

Vom Osten her kommend, schneller als erwartet, weil die Brücke von Remagen ihnen unzerstört in die Hände gefallen war, rückten die alliierten Streitkräfte den südlichen, rechtsrheinischen Kölner Stadtteilen entgegen und kamen in Schlagweite zur Stadt im Hürtgenwald in ein regelrechtes Desaster. In Minenfeldern, Fallen aus Stacheldraht und Sprenggranaten ließen 22.000 Amerikaner, die genaue Zahl ist unbekannt, ihr Leben in Sichtweite zum Dom. Ernest Hemingway, der als Kriegsberichterstatter dem Desaster beiwohnte, nannte den Wald eine „Totenfabrik“, der zum Trauma vieler verwundeter und überlebender Soldaten der US-Armee an diesen Tagen geworden war.

Köln im Jahr 1945Auf dem Weg in die Innenstadt am 6. März 1945 waren von fast 800.000 Einwohnern lediglich noch 85.000 Menschen im Kölner Stadgebiet übrig geblieben, von denen noch Widerstand hätte ausgehen sollen gegen eine hochgerüstete amerikanische Armee, die zu allem entschlossen war.

So dachten wohl die Anführer der Streitarmee, aber Köln war kein Widerstandsnest mehr, auch wenn später die Legendenbildung gerne daran gearbeitet hätte und indirekt der Stadt Feigheit vor dem Feind unterstellte. Da waren keine Feiglinge, da kamen verängstige, traumatisierte Menschen, Frauen, Kinder und Alte aus den kilometerlangen Stollen zwischen den Tiefbunkern der Stadt und aus halb verschütteten Kellern und Löchern buchstäblich wie lebendige Tode aus der Erde gekrochen, die dort unter der Erde eine unendlich lange Zeit verbracht hatten.

Köln war bis zu diesem Tag durch zahllose Bombardements der Allierten härter und vernichtender getroffen, als jede andere Großstadt des Deutschen Reiches. Über 70 Prozent des Stadgebietes, über 90 Prozent der Alstadt waren dem Erdboden gleichgemacht; wo sollte da noch Widerstand sich erheben?

Bitte lesen Sie weiter auf Seite 2: Eine Galerie des Schreckens.

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