Eine schwankende Gestalt in der Geschichte.
Weithin bekannt ist Rothenburg ob der Tauber wegen seiner einzigartigen, mitteöaölterlichen Alstadt, obschon diese nach einer Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg originalgetreu wieder aufgebaut worden ist. Der historische Stadtkern ist von einer begehbaren Befestigungsmauer umgeben, umschließt nicht nur historischen Fachwerkwerkhäuser, sondern auch einige interessante Museen. Die Stadt war und ist Touristenmagnet wie kaum eine andere Stadt in Deutschland, ihr Mythos ist ungebrochen, gleichwohl ihre Kriegsschäden 1945 erheblich waren.
Ab 1950 wurde die Stadt zu einem der Höhepunkte an der Romantischen Straße, der ersten Ferienstraße Deutschlands und besticht mit ihrem fast geschlossenem Ensemble historischer Gebäude und Denkmäler. Der Name der Stadt steht heute synonym für „Bilderbuchstädte“ in ganz Deutschland und in Europa. Viele Orte mit historischem Stadtbild tragen heute den Beinamen Rothenburg, der sich auf das fränkische Original bezieht.
Als „Schwester Rothenburgs“ gilt das nahe, ebenfalls an der Romantischen Straße gelegene Dinkelsbühl. Als Bayerisches Rothenburg wird die oberbayerische Kreisstadt Landsberg am Lech aufgrund ihrer mit Rothenburg ob der Tauber vergleichbar gut erhaltenen, mittelalterlichen Bausubstanz bezeichnet. Beilstein an der Mosel nennt sich Miniatur-Rothenburg. Der seit November 2013 nicht mehr selbständige Ort Hornburg in Niedersachsen wird aufgrund seiner Fachwerkhäuser mitunter als Rothenburg des Nordens bezeichnet, historisch wurde dieser Begriff für die mecklenburgische Stadt Neubrandenburg mit ihrer nahezu vollständig erhaltenen Stadtmauer und vier gotischen Stadttoren verwendet.
Auch das anhaltinische Zerbst wurde bis zu seiner Zerstörung 1945 mit diesem Titel beziehungsweise mit dem des mitteldeutschen Rothenburgs bedacht. Der kleine Südtiroler Ort Glurns nennt sich gerne „Das Rothenburg Südtirols“. Dank seines gut erhaltenen Ortskernes mit seinen zahlreichen Fachwerkhäusern wird die im Kreis Steinfurt gelegene Stadt Tecklenburg manchmal als westfälisches Rothenburg apostrophiert. Bis zu ihrer schweren Zerstörung 1945 und dem Verlust der Zugehörigkeit zu Deutschland wurden die Städte Pyritz und Preußisch Holland als pommersches oder ostpreußisches Rothenburg bezeichnet. Herborn in Hessen wird auch nassauisches Rothenburg genannt.
Im europäischen Kontext werden die in Frankreich gelegenen Orte Cité von Carcassonne, Le Mont-Saint-Michel und Riquewihr (Reichenweier), sowie das tschechische Český Krumlov (Krumau), das kroatische Dubrovnik (Ragusa) und das portugiesische Évora mit Rothenburg ob der Tauber als „Bilderbuchstädte Europas“ verglichen.
So schön sie auch scheint, ihre Schönheit hat auch dunkle Seiten in der Geschichte geschrieben. In der Weimarer Republik entwickelten sich Stadt und Wahlbezirk Rothenburg zu einer Hochburg der DNVP (Deutschnationale Volkspartei) mit all den Vorläufern zum Nationalsozialismus, die mehrfach Stimmenanteile von ca. 80 % erreichen konnte, und später der NSDAP, die bei den Wahlen am 5. März 1933 dort 83 Prozent der Stimmen auf sich vereinigte; wahrlich keine Ruhmesblatt, aber das gab es selten zwischen 1933-1945 in deutschen Städten
Am 17. April 1945 ging der Krieg für Rothenburg zu Ende, während andernorts noch drei Wochen lang weitergekämpft wurde. Der damalige US-Hochkommissar für Deutschland, John McCloy, erklärte 1950 schriftlich, er habe einen auf Rothenburg geplanten Artillerieangriff durch seine Intervention beim zuständigen General Devers verhindert. Dafür bekam er später von der Stadt die Ehrenbürgerwürde verliehen. McCloy kannte Rothenburg nur aus Erzählungen seiner Mutter, die die Stadt vor dem Krieg besucht hatte und von dem mittelalterlichen Ort schwärmte.
Sie kannte offensichtlich die gut erhaltene Altstadt aus dem Mittelalter mit den vielen verschachtelten Gässchen, Türmen und von Fachwerkhäusern umstandenen kleinen Plätzen. Aus diesem Grund wurde die Stadt zu einem Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt; sie gilt im Ausland als Prototyp einer mittelalterlichen deutschen Stadt. Insbesondere Besucher aus Asien machen bei organisierten Reisen durch Europa hier Halt. Die Stadt bietet neben Hotels und Gasthöfen einen nahe gelegenen Campingplatz und zwei Reisemobil-Stellplätze sowie eine Jugendherberge, die in der ehemaligen Rossmühle der Stadt untergebracht ist.
Deshalb vergab die Deutsche Zentrale für Tourismus Rothenburg den ersten Platz unter den deutschen Städten als Top-Sehenswürdigkeit und dabei wollen wir es auch belassen; Schöne soll man beim Schlaf ja nicht stören.