Düsseldorf – mal anders Teil 1: Die Kneipen - Seite 3

Von Zappa bis Zero

Von Krautrock und Zero zum Punk in Toten Hosen

Dass also das Cream für Düsseldorf’s Ruf über seine Grenzen hinaus einiges bedeutet, ist unstrittig. Ebenso ein weiteres K aus dem gleichen Viertel der Altstadt, der Ratinger Hof; also Campino. Der „Hof“ wie er kurz und bündig hieß, war ein Drecksloch, an dessen Theke Malerfürsten im Altbierrausch dozierten, Exzesse wie die Performance von Minus Delta T, die 1978 den Hof unter Wasser setzten, säckeweise Mehl verschütteten und mit Schlachtereiabfällen um sich warfen, legendäre, hemmungslos wilde Alt Weiber Fastnacht-Exzesse gefeiert wurden und das mit den Toten Hosen und der Zeit der Punk-Musik zur Legende geworden ist.

Ratinger Hof, DüsseldorfJoseph BeuysakademieschliessungDer Ratinger Hof war wie das Cream vorher eine Künstlerkneipe in den 1970er und frühen 1980er Jahren. Der Hof war aber viel mehr Szenetreffpunkt der Undergroundkultur in Düsseldorf und weit darüber hinaus.

Nachdem in England die Punk-Musik entstanden war, wurde der Hof zur Geburtsstätte des deutschen Punk, der nach einiger Zeit, als der Hof ständig bekannte Punkbands wie 999, Wire, S.Y.P.H., Mittagspause, Fehlfarben, Male, Charley’s Girls, die West-Berliner Band DIN A Testbild, Minus Delta t, Die nachdenklichen Wehrpflichtigen und andere gesehen hatte mit dem Namen Campino und den Toten Hosen unzertrennlich wurde.

Im Bierkeller wurde geprobt, nachts erschienen die Jungs von Kraftwerk, Neu oder La Düsseldorf an der Theke und jede Menge Künstler von der Akademie und jene, denen mit der Schließung des Cream sozusagen das Dach über dem Kopf geraubt wurde.

Imi Knoebel und Katharina Sieverding, die im Cream an der Theke beschäftigt waren, waren wieder da, Joseph Beuys selbstverständlich auch, Blinky Palermo, Sigmar Polke, Thomas Ruff, Thomas Schütte, Axel Hütte, Trini Trimpop, Muscha, Christof Kohlhöfer, Klaus Mettig, A. R. Penck, Markus Oehlen, Jörg Immendorff, zeitweise Dauergast, und viele andere übernahmen von den Althippies, die vorher hier ihren „Stoff“ bekamen, das Lokal, bevor es endgültig von den Punks aus der Stadt und an Wochenenden aus ganz NRW besetzt wurde.

Unter den Inhaberinnen Carmen Knoebel und Ingrid Kohlhöfer (1974-1979) und mit Imi Knoebels radikalem Neudesign, alle Wände wurden weiß gestrichen und Neonlicht erhellte grell die Räumlichkeiten vollzog sich die Wandlung des Hofs von einem nett möblierten Wildwest-Club mit Sternchenhimmel zum Punk-Mekka Deutschlands; Imi Knoebel, ist heute übringens einer der wohl bekanntesten Künstler in Deutschland, Euopa und weltweit. Und schon wieder ein K, man sollte Düsseldorf in K-dorf umbenennen.
Bis zu seiner Schließung 1989 vollzog der Hof noch einige Wandlungen seines postmodernen Schicksals. Germanistikstudenten aus der Intellektuellen-Kneipe nebenan, Zur Uel, tanzten Pogo mit den Punks und schliffen an ihrem lustvollen, postmodernen Gegenkanon zur literarischen Tradition, den der Dichter und Hof-Gänger Thomas Kling, der 2005 viel zu früh starb, wohl am besten in seinem Nachlassbuch zu Lebzeiten „Auswertung der Flugdaten“ auf den „Begriff“ gebacht hat.
Was zum Lesen? Wochengedicht von Th. Kling: Webseite Tageswoche.
Weiterlesen? Webseite Dumont Buchverlag.
Wer mehr zum Ratinger Hof lesen möchte, der findet hier weitere Informationen: Webseite rga-online,
Webseite Spiegel oder hier auf der Webseite WZ-Newsline.

NRW - Düsseldorf 2019

 

Wer an der ganzen Geschichte der Düsseldorfer Altstadt-Kneipen, der Geschichte der Diskos, Bars und Szenen der Rhein-Metropole interessiert ist, der liest hier weiter.


Und hier geht es weiter:

Düsseldorf – mal anders Teil 2: Die Kunst

Düsseldorf – mal anders Teil 3: Die Königsallee

Düsseldorf – mal anders Teil 4: Vom Killen und Pitschen

Düsseldorf – wo geht man hin?

Deutschland - Nordrhein-Westfalen - Düsseldorf

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