Hamburg
Hamburg, die Stadt, die sich selbst gerne das Tor zur Welt nennt, steht wie Dresden für Zerstörung, Feuersturm, Wiederaufbau und Weltoffenheit.
Die Weltoffenheit in Hamburg hat sich aus der Tradition der Hanse, die in ihrer Blüte ein engmaschiges Netz von Städten in Europa ausgebreitet hat, entwickelt, dabei aber nie Reiche gegründet wie so viele andere Nationen in Europa, allen voran England, Spanien, Frankreich, Portugal und die Niederlande; alles große Seefahrernationen.
Als der neidische Kaiser Wilhelm II., mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen, aus dem Haus Hohenzollern und von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen auf die gloreiche Idee kam, es den großen Seefahrernationen Europas gleich zu tun und Reiche in Übersee zu gründen, erlitt er sprichwörtlich und schnell Schiffbruch und in Vergessenheit. Er verstarb am 4. Juni 1941 im Exil in Doorn, Niederlande, wo er in Plüsch und Plums auf die Wiedereinsetzung als Deutscher Kaiser wartete und den ganzen Plunder wieder mit nach Berlin zu nehmen trachtete.
Nun steht es wieder das Berliner Schloss und zum Glück blieb der kaiserliche Wohnzimmerbarock ebenso wie seine sterblichen Überreste in Doorn, erstere zum Besuch der Allgemeinheit, also des Volkes freigegeben, letztere nur für die adelige Verwandschaft; es bleibt eben ewig bei der sozialen Segregation in diesen Milieus.
Hamburg steht immer noch in der Seefahrtstradition der Hanse und in der Idee eines grenzüberschreitenden, transnationalen Handels mit der Welt, der heute durch die Lage und die natürliche Begebenheit der Elbe eingeschränkt ist, wo die ultra-großen Containerriesen selbst bei Flut nicht mehr so recht die Hafenanlagen erreichen können. Aber Hamburg war auch eine Stadt der Nationalisten, der Abschottung, der Zölle und anderer handelswirtschaftlicher Einschränkungen, bevor der Gedank der Grenzenlosigkeit wieder Fuß fasste und selbst heute wieder oder immer noch mit nationalen Segregationen kämpft.
Hamburg ist eine Hafenstadt, die nicht nach Salzwassr schmeckt und nicht nach Tang riecht, hält in St. Pauli noch etwas von der Idee der freien, käuflichen Liebe aufrecht, die sich vermischt mit modernen Event- und Freizeitlocations, mit hippen Stores, Boutique-Hotels neben Traditionshäusern des Handels und Konsums. Freizügigkeit war und ist ein kulturelles Erbe und ein Reichtum der Freien- und Handelsstadt Hamburg und nicht nur auf die Prostitution beschränkt. Der Freigeist der Stadt weht überall wie auch der Gegenwind aus den neofeudalen Gebieten, der besonders und stetig um die Binnenalster rüber nach St. Pauli und in den Hafen weht. BItte weiterlesen…
Essen
Essen wie keine andere Stadt in Deutschland und in ganz Kontinentaleuropa verkörpert das Zentrum einer weltverbindenden Industrieregion und die technische Ermächtigung des deutschen Nationalsozialismus.
Barbarei fand in der Bezeichnug des schwersten Geschützes mit „dicke Bertha“ die unwürdige Erinnerung an eine der ersten und vielleicht bedeutendsten Industrielenkerinnen in Europa, vielleicht sogar in der Welt, die, als ihre männlichen Vorgänger Krupp fast in die Pleite getrieben hatten, das Unternehmen klug, zielstrebig und mit umsichtigem Unternehmerinnentum zu retten wusste; jeder kennt den Alfred Krupp, wer weiß etwas über Bertha?
Sie ließ Betriebskrankenhäuser bauen, initiierte die erste Arbeitersiedlung Margarethehöhe, brachte einen enormen Betrag zur Entwicklung einer Sozialen Marktwirtschaft, an den man sich erinnerte, als ihre männlichen Familienmitglieder das Unternehmen vollends in den Strudel und den Untergang des Dritten Reichs verstrickt hatten.
Die Geliebte, 1915
© Museum Folkwang, EssenBegegnung Schlemihls mit dem grauen Männlein auf der Landstraße, 1915
© Museum Folkwang, EssenSchlemihl in der Einsamkeit des Zimmers, 1915
© Museum Folkwang, EssenKämpfe, 1915
© Museum Folkwang, Essen
Dafür steht Essen in seiner einhundertfünfzig-jährigen Geschichte des Aufstiegs von einer unbedeutenden Kleinstadt, kleiner als Solingen und Remscheid, zu einer rheinischen Großstadt, zum industriellen Zentrum Deutschlands und Europas wie keine andere Region auf dem alten Kontinent.
Hier schlug das industrielle und das militärische Herz Deutschlands, vergessen das Herz einer zweiten Groß-Migration von Arbeitskräften aus vielen Ländern der Welt, zuerst aus dem Osten, dann aus dem Süden Europas bis die Stadt der Melting Pot für Kohle und Stahl und viele Kulturen Europas wurde; einer der häufigsten Namen im Pott heißt nicht zufällig: Schimanski wie die beliebte Krimiserie im TV.
Und Essen steht exemplarisch für die gesamte Region, für das Ruhrgebiet. Ein US-amerikanischer Freund staunte nicht schlecht, als er gewahr wurde, dass das Ruhrgebiet eigentlich ein deutsches Greater New York City ist, eine riesige Großstand mit hundert Stadtteilen, hundert mal mehr Radiosendern, überregionalen und regionalen Zeitungen, Universitäten, Orchestern, Schauspielhäusern, Kunstakademien, Museen usw. als New York City itself. Bitte weiterlesen…
Freiburg
Freiburg im Breisgau – eine Stadt gebildet aus Reformation und Gegenreformation und deren wechselseitiger Folgenwirkungen.
Der Begriff der Reformation ist so klar bestimmt wie unbestimmt und umstritten der Begriff Gegenreformation ist. Das rührt daher, dass bei dem Begriffspendant allein sich die katholische Kirche und der Klerus zur Diskurshoheit aufschwang, alles beiseite lassend, was nicht ihre, was nicht Sache der katholischen Kirche war.
Den Ausdruck Gegenreformation führte 1776 der Göttinger Jurist Johann Stephan Pütter in die Literatur ein. Darunter verstand er „die gewaltsame Rückführung von Protestanten zur katholischen Religionsausübung“ und spiegelte damit etwas, was zwei Jahrhunderte vorher begann und weit über die Belange der Kirchen hinausging; geflissentlich verleugnet und verschwiegen.
Kein anderes Bauwerk des Glaubens steht heute für den Widerstreit von Reformation und Gegenreformation wie das Freiburger Münster. Bereits im Jahre 1498 hielt Maximilian I. Reichstag in Freiburg. Unter dem Zeichen des Bundschuhs erhoben sich in der gleichen Zeit die Bauern am Oberrhein, doch der Aufstand bei Freiburg unter Joß Fritz im Jahr 1513 wurde verraten.
1525 nahmen im Deutschen Bauernkrieg Bauern unter Führung von Hans Müller Freiburg ein und zwangen den Stadtrat, einer evangelisch-christlichen Vereinigung beizutreten. Als 1529 in Basel die Bilderstürmer den Protestantismus durchsetzten, flohen der „Fürst der Wissenschaft“ Erasmus von Rotterdam und das Basler Domkapitel ins katholische Freiburg. Mit der Vollendung des Hochchors, der 1513 durch den Konstanzer Weihbischof geweiht wurde, war 1536 das Münster fertiggestellt.
Aber gehen wir noch ein wenig weiter zurück. Um 1091 baute der Zähringer-Herzog Bertold II. das Castrum de Friburch (Ruine Leopoldsburg) auf dem Schlossberg. Der Siedlung der Dienstleute und Handwerker am Fuße des Berges verlieh Bertolds Sohn Konrad im Jahre 1120 das Markt- und Stadtrecht. An Stelle der inzwischen zu kleinen Kirche veranlasste Bertold V. um 1200 den großzügigen Bau des heutigen Münsters, der v. a. durch die Einkünfte der Silberminen im Schwarzwald finanziert wurde, die wesentlich zum Wohlstand der Freiburger Bürger beitrugen.
Nach dem Aussterben der Zähringer übernahmen 1218 die Grafen von Urach die Herrschaft und nannten sich fortan die Grafen von Freiburg. Nach häufigeren Streitereien mit den Grafen um die Finanzen kaufte sich die Freiburger Bürgerschaft 1368 mit 15.000 Mark Silber von der Herrschaft des ungeliebten Egino III. los, unterstellte sich dem Schutz des Hauses Habsburg, bis sich aus dieser Geschichte heraus die von den Zünften regierte Stadt entwickelte.
Gegenreformation betrachtet somit diese Entwicklung nur unter kirchlichen Gesichtspunkten, die wirkliche politische und damit kulturelle wie historische Entwicklung ist darin unkenntlich, aber gleichwohl enthalten. Bauerkriege und Zünfte entzogen der Gegenreformation die Grundlage, erstere in Form der ersten gesellschaftspolitischen Verfassung auf deutschem Boden, letztere in Form weltlicher Stadt-Regierungen, zwar noch nicht in demokratischer Form, aber strikt gegen den Klerus gerichtet allemal. Bitte weiterlesen…
Dinkelsbühl
Dinkelsbühls historische Bedeutung ist eine reine Erfindung eines Bürgermeisters im Jahr 1950 aus fremdenverkehrtstechnischen Gründen. Sonst hat die Stadt wie so viele in Deutschland eine sehr schöne Altstadt, ein paar architektonisch interessante Tore, Fachwerk und ein Schloss. Aber wie sie auf die Liste der historischen Städte Deutschlands kam und was eventuell tatsächlich von Bedeutung ist, lesen Sie bitte im Folgenden.