Der Schmerz im Schönen.
Schönheit meint nicht in jedem Fall Harmonie, Ausgewogenheit, Gleichklang. Wenn es irgendwo in Europa auf einzigartige Weise das Missverhältnis zwischen Schönheit und Dissonanz in jeder Hinsicht gibt, dann hier in Kalabrien.
Die südlichste Region Italiens hat gewiss ihre Reize, manche davon sind höchst zweifelhafter Natur, aber dort, wo man der Natur direkt begegnet, von außerordentlich schöner Art. Die Menschen in Kalabrien sind extrem freundlich, so begegnen sie ihren Gästen; gar nicht so, wie sie von ihren Landsleuten im Norden Italiens überwiegend beschrieben werden.
Dort findet man sie laut, oberflächlich, unzuverlässig und, was am schlimmsten ist, sie liegen den Norditalienern auf dem Portemonnaie; und das aus dem Munden eines Italieners, sagt schon etwas.
Die Hauptstadt der Region ist Catanzaro. Aber fragt man jemanden aus dem Norden, dann wird Kalabrien nicht von Catanzaro aus regiert.
Hier regiert nur einer, und das ist die kalabresische Mafia, die ’Ndrangheta, die seit Mitte der 1990er Jahre als mächtigste Mafia-Organisation Europas gilt; welch ein Erfolg.
Auch die Landschaft steht in einem dissonanten Verhältnis auf ihrem Untergrund, der Erde. Vor allem die südlichen Gebiete Kalabriens sind bedingt durch die Messina-Verwerfung immer wieder teils fürchterlichen Erdbeben ausgesetzt, wie dem am 5. Februar 1783, das rund 300 Dörfer zerstörte und etwa 30.000 Menschen das Leben kostete.
Allein das Erdbeben von Messina 1908 zerstörte die damals so schöne Stadt Reggio Calabria nahezu vollständig und wenn man heute die Küstenstadt, die durch die Straße von Messina von Sizilien getrennt ist, so friedlich im Abendlicht liegen sieht, erscheint der Gedanke an ein Erdbeben wie eine übersteigerte Wahneinbildung.
Vom 6. bis ins 11. Jahrhundert gehörte Kalabrien zum byzantinischen Reich. Eigentlich eine große Zeit, eine Zeit des kulturellen und materiellen Wohlstands; so zumindest erschien es. Doch wurden die Küstenorte der Region immer wieder von Sarazenen heimgesucht und, kaum erholt vom letzten Angriff, erneut geplündert. Dann, im 11. Jahrhundert kamen die Normannen, die die Region eroberten und wie nicht anders zu erwarten, bis auf die letzte Tonscherbe ausplünderten.
Ab 1130 zählte es unter Roger II. zusammen mit anderen süditalienischen Gebieten zum Königreich Sizilien. Ende des 13. Jahrhunderts fiel das süditalienische Festland unter die Herrschaft von Anjou und bildete das Königreich Neapel. In den folgenden Jahrhunderten geriet das Königreich unter die Kontrolle der Krone Aragon, der Habsburger und der Bourbonen. Man ahnt, welche Verwerfungen im Gemüt der Menschen alle diese Besatzungen, Plünderungen und Unterwerfungen hinterlassen haben.
Im Zuge des Risorgimento gelangte Kalabrien im Jahr 1861 zum vereinten Königreich Italien. Dann kamen Mussolini, Hitler und danach die Alliierten, bis endlich die Versaces und einige ganz passable Fußball-Kicker kamen; alles friedlich? Nun, nicht ganz, da war dann doch auch das Zeitalter der ‚Ndrangheta bereits angebrochen. Laissez Faire und Dolce Vita sind auf solchem Boden selten zu finden, gleichwohl blühen deren zarten Triebe überall in der Region für den, der sie zu suchen bereit ist, man findet sie.
Für Golferinnen und Golfer ist Kalabrien kein El Dorado. Nur ein einziger Golfclub ist hier verzeichnet, der aber ist jede Mühe wert. Platz am Meer, ein sehr schönes Hotel mit Zugang zum Strand, teils privat, zwischen Felsen gelegen, exquisite Küche etc. Schauen Sie mal!
Bezeichnung | Kategorie | Adresse | Beschreibung | Link |
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