Golfreisen: Kampanien

Glückliche Landschaft.

Italien - KampanienItalien - Kampanien

So würde man Kampanien übersetzen, so wirkt ein Name bis heute auf die Sinne ein, was eher selten diese Bezeichnung wirklich verdient. Kampanien gehört zu den südlichen Regionen des Mezzogiorno, ehemals eine Bezeichnung für den Süden generell, heute für die Rückständigkeit einer ganzen Region.

Das meint Ausbeutung, Latifundium, mein rohstoffarm und agrarisch, meint periphere Lage, schlechte Infrastruktur, organisiertes Verbrechen und Armut.

Und es stimmt. Kampanien zählt zu den Regionen mit der europaweit höchsten Arbeitslosigkeit und einem unterdurchschnittlichen Einkommen.

Italien - KampanienDie Topografie der Region kennt Tiefland im Norden und gebirgiger Landschaft im Landesinneren und auf der Halbinsel Sorrent. Die Apenninen erheben sich bis auf eine Höhe von 2.050 Meter (Miletto) und reichen teilweise bis ans Meer, so das steile Küsten entstehen, wie etwa die Amalfiküste.

Über den Traumbuchten und -küsten der Amalfitana, dem Golf von Sorrent und dem von Neapel erhebt sich südlich von Neapel der 1.277 Meter hohe Vulkan Vesus, der ganze Landstriche und Ortschaften entvölkert und verschüttet hat und bis heute aktiv ist.

Er bedroht nicht nur die vielleicht schönste Küstenlandschaft, sondern auch die am dichtesten besiedeltste Region und nach der Lombardei auch die zweitbevölkerungsreichste Italiens; das sind knapp sechs Millionen Menschen.

Italien - Kampanien

Italien - KampanienSchauen wir zurück in die Geschichte und suchen weiter nach dem Glück, den diese Landschaft vielleicht dereinst versprochen und eingehalten hat. Ursprünglich lebten hier die Etrusker.Die Griechen gründeten ab etwa dem 8. Jahrhundert v. Chr. Kolonien hier, Neapolis, Cumae, Poseidonia, des spätere Paestum und 424 v. Chr. erlosch die etruskische Vorherrschaft fast ganz, als die oskischsprachigen Samniten die Region eroberten, die die griechische Kultur besser assimilierten.

Das war der Aufstieg und die Blüte der Stadt Capua, das heutige Caserta. Der im Herzen der kampanischen Ebene gelegene Hauptort des kampanischen Städtebundes war bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. die größte Stadt Italiens nach Rom. Die Menschen des Landes um Capua waren aber keine Latiner. Als sich die Landschaft im Zuge der Samnitenkriege 340 v. Chr. mit Rom verband, bekamen die Bewohner den Status von municipes („Halb“-Bürgern), die civitas sine suffragio, das ist im Gegensatz zu den Vollbürgern der lateinischen Gebiete ein eingeschränktes Bürgerrecht, ohne Wahlrecht.
Seit dieser Zeit führen alle Straßen nach Rom, alle bürgerlichen Angelegenheiten wurden in der Hauptstadt entschieden. Konkretisiert für diese Form der Zentralisierung mag der Bau der Via Appia von Rom nach Capua ab dem Jahr 312 v. Chr. gelten, mit der der Wichtigkeit dieser Verbindung Ausdruck verliehen wurde. Die Via Appia ist so zur Mutter aller Straßen geworden und die wohl berühmteste Straße der Antike wurde Vorbild für alle weiteren römischen Straßen in Sinne von sog. Konsularstraßen.

Italien - KampanienRom kostete den Etruskern ihre kulturelle Selbstbestimmung, immerhin eine zu damaligen Zeiten hoch entwickelte Kultur. Mit den Römern kam Hannibal, kam der Dauerzwist zwischen Rom und Karthago, der in den Punischen Kriegen ausgetragen wurde.

Mit der Plünderung Süditaliens durch Hannibals karthagische Armee 216 bis 203 v. Chr. im Zweiten Punischen Krieg wurde die Landwirtschaft in eine andauernde Krise gestürzt.
Nicht nur die Verluste an Vieh und Getreide waren immens, auch entvölkerte sich das Land, da in den folgenden 35 Jahren im Durchschnitt 135.000 römische Bürger und Verbündete Dienst an der Waffe taten, anstatt das Land wiederaufzubauen.

Italien - Kampanien

Italien - KampanienItalien - KampanienDiese negative Entwicklung führte schließlich zu den umfassenden gracchischen Reformen des Volkstribuns Tiberius Sempronius Gracchus (168–133 v. Chr.).

Seine Reform wurde durch den ager publicus ermöglicht. Land, das illegal in Besitz genommen war, wie auch Grundbesitz von Städten wie Capua (das 216 v. Chr. im letzten Krieg revoltiert hatte), wurde vom Staat konfisziert. Dieser Staatsbesitz wurde nun an vormals enteignete Bauern mit unveräußerlichem Besitzrecht legal verteilt.

Das war die Geburtsstunde der Campania felix, der glücklichen Landschaft Kampanien.

Das Glück leider bestand nur kurz. 90 v. Chr. kamen Aufständische und überrannten die Region, die dann von Sulla blutig zurückerobert wurde. Von 73 v. Chr. bis 71 v. Chr., plünderte eine Streitmacht flüchtiger Sklaven unter Führung des thrakischen Gladiators Spartacus Süditalien, die dann durch das Heer des Marcus Licinius Crassus (115–53 v. Chr.) beendet wurde.

Zum Sieg kreuzigte man 6000 gefangene Sklaven, deren Kreuze sich von Capua bis Rom erstreckten; felix Campania.

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