Am Ursprung unserer europäischen Kultur.
Der Mensch, zumindest der an geistigen Dingen orientierte, kann von der Suche nach der Wahrheit und nach seinem Ursprung nicht lassen. Für minoische Zeitdimensionen recht spät, gerät diese Suche historisch nach den Vorsokratikern, also etwa tausend Jahre später, zum Glauben bzw. der Vorstellung an einen einzigen Grund, einer ungeteilten Wahrheit. Für den Minoer skandalös.
In der Welt der Minoer scheint es solcherart metaphysische Einengung nicht gegeben zu haben, wie wohl wir wissen, dass wir uns dem Denken der Minoer mühsam und phantasievoll allenfalls etwas nähern können. So lange es nicht einmal gelingt, die berühmte Linearschrift A zu entziffern, bleibt uns wohl vieles aus der Zeit zwischen 3000 und 1500 v. Chr. dunkel und rätselhaft. Und damit auch unser Ursprung und damit die Vorzeit unserer Wahrheitssuche.
Im Folgenden finden auch eher weniger wissenschaftlich und an archäologischer Exaktheit orientierte Leser ihr Auskommen, als vielmehr phantasievolle und jene, die es nicht immer ganz so ernst mit der Wahrheit und dem Ursprung nehmen.
Am Logos verzweifelt.
Alora, diese Bestimmung des Logos als die eine Wahrheit und Ursprung, als universelle Essenz des Seins war Minoern fremd. Noch die sogenannten Vorsokratiker, immerhin mindestens tausend Jahre im Denken später, mochten in der Welt, im Sein und im Werden nichts einheitliches, einer, von der Vernuft geleiteten Welterfahrung erkennen, was Teile der abendländischen Metaphysik uns gerne weismachen möchten.
Nietzsches radikale Sicht auf Heraklits Lehre vom Werden, Heiderggers Zeitlichkeit des Seins, aber auch Dichter und Schriftsteller wie Hölderlin und Beckett, nicht zu vergessen J. Joyce und einige andere mehr, suchten nicht nach bzw. glaubten nicht an den berühmten „archimedischen Punkt“, sondern erinnerten an etwas, was scheinbar unwiderbringlich verloren scheint; wie Heidegger formulierte: die Wahrheit als Unverborgenheit, der kein Logos hinter den Dingen, dem Seienden, hinterherdenkt und meint, sie dahinter erkennen zu können.
Was, wenn Kreta selbst uns eine Spur des Seinsvergessens öffnete? Kühn, zugegeben, auch etwas romantisch mithin.
Aber wo sonst, wenn nicht hier auf dieser Insel blickt man zurück in eine Zeit, die von einer anderen, als unserer christlich-abendländischen Metaphysik geprägt ist. Selbst weit noch vor Platon und Aristoteles ihre Ursprünge hat. Ursprünge deshalb, weil es einen, den einen nicht gibt.
Es sei denn, man hält es mit den heutigen Kreationisten aus den USA. Die haben ja selbst mit Darwin ihre liebe Mühe, zumal ihre Zeit des Vergessen erst vor ca. vierhundert Jahren begonnen hat. Ihnen sei doch aber selbstverständlich der gleiche Zeitraum wie uns gestattet, den Weg der Metaphysik in Gänze zu durchmessen; sehen wir demnach in ca. viertausend Jahren bei unseren transatlantischen Bündnispartnern wieder nach, wie der Stand der Dinge dann ist.
Die Luft ist klar, ausgewaschen durch Regenschauer. Die Sicht ist gestochen scharf. Die Olivenernte ist im vollen Gange! Ob Anwalt, Steuerberater, Hotelier oder Verkäuferin und natürlich die Bauern, alle sind Sie auf dem Feld. Denn auf Kreta besitzt irgendwie jeder Olivenbäume, die darauf warten, abgeerntet zu werden. Ja sogar der Anwalt mutiert zum Bauern.
Man freut sich auf diese abwechselnde Tätigkeit, die vollen Körpereinsatz fordert. Wir sprechen aus Erfahrung, denn das haben wir selbst gerade hinter uns gebracht. Überall das Geräusch von Motorsägen, denn die Olivenbäume müssen nicht nur abgeerntet -, sondern auch noch beschnitten werden.
Überall der Geruch vom brennenden Olivenholz. Die Brennsaison auf Kreta beginnt ab dem 01.11. und endet am 30.03. wobei jeder bis spätestens Ende Januar mit seiner Arbeit fertig sein möchte. Es schweben Gelächter und manchmal auch Lieder singender Menschen (leider auch Handyklingeltöne!) aus den Olivenhainen. Man hat den Eindruck, dass die sonst so menschenleeren Olivenhaine, jetzt auf einmal zum Leben erwecken.
Die Straßen sind überzogen von Schlamm, durch die aus den Olivenhainen herausfahrenden Traktoren. Aber auch ein Olivenölfilm, durch herabfallende Oliven, durchzieht die Straßen. Die Touristen sind weg. Jetzt dominieren die Bauern mit ihren Traktoren die Straßen. Stolze Bauern mit vollbeladenen Olivensäcken bringen ihre Oliven zur Presse, denn es war eine super tolle, reiche Olivenernte dieses Jahr!
Die „Lefka Ori“, die so genannten Weißen Berge mit über 2000 M hohen Gipfeln sind wie mit Puderzucker überzogen. Jetzt fängt es dort auch schon zu schneien an, während es an den Küstenregionen noch mollige 16 Grad sind.
Es grünt schon überall, Zwiebelblumen kommen zum Vorschein und die Orangen- und Zitronen-Bäume sind in voller Pracht.
Aber auch das Weihnachtsfest steht auf Kreta vor der Tür. Die Innenstädte von Chania, Rethymnon, Agios Nikolaos und Heraklion sind mit Lichterketten geschmückt. Auch auf Kreta geht in den Wintermonaten die Sonne schon früh unter, und das Lichterspiel der weihnachtlich dekorierten Geschäfte und Tavernen kommt besonders zur Geltung.
Man bereitet sich auf die Feiertage vor. Für die meisten ist die Ernte zu Ende und man freut sich auf die freien Tage mit der Familie.