Golfreisen: Toskana - Seite 3

Siena und Volterra

Italien - Toskana - Siena

Italien - Toskana - SienaBevor Sie in Siena irgendetwas unternehmen, sollten Sie Ihren Weg in die Pasticceria Nannini finden. Auch wenn die Preise nicht gerade beruhigend auf Blutdruck und Herzfrequenz wirken, auf der Zunge wirkt das, was Sie dort erstehen, wahre Genuss Sensationen.

So eingewöhnt erlebt man das Herz der Toskana – sehen wir einmal von Florenz ab – mit dem richtigen Geschmack für eine einzigartige Architektur und Kultur in der rechten Stimmung für die italienische Gotik. Währen Florenz das Zentrum und Paradebeispiel einer Renaissance-Stadt ist, verströmt Siena den Atem mittelalterlicher Bauweise und Urbanität, Kultur und Wissenschaft.

Die Universität, gegründet im Jahr 1240, gehört zu den ältesten Universitäten Italiens und wird heute von über 20.000 Studenten besucht. Die historische Altstadt zeigt ein fast geschlossenes Bild von drei Terzi (Drittel), die innerhalb einer Stadtmauer liegen und in meist von Tierbildern geschmückten Contraden unterteilt sind.

Contraden sind als demokratisch und sozial verfasste, überschaubare Wohnviertel und damit eine bereits im Mittelalter bestehende Organisationsform einer sozialen Gemeinschaft, traditionell finanziert durch die ortsansässige Banca Monte dei Paschi di Siena und ihrer Stiftung, die allerdings im Zuge der Eurokrise ab 2011 die jährlichen Zahlungen in dreistelliger Millionenhöhe einstellen musste.

Italien - Toskana - SienaDie Contraden sind also die Stadtteile Sienas. Jede Contrade besitzt eine eigene Kirche, ein Gemeindehaus und einen Brunnen, in dem die neuen Bewohner der Contrade getauft werden. Ein Bewohner einer Contrade wird Contradioli genannt und in diese hineingeboren.

Damit gehört er bis zum Ende seines Lebens dazu. Früher gab es viele Contraden, doch heute existieren nur noch 17. Traditionell „verfeindet“ sind die Contraden der Wölfin und des Stachelschweins, die des Adlers und des Panthers, die Contraden der Schnecke und der Schildkröte, die der Giraffe und die der Raupe, die des Einhorns und der Schildkröte, die Contrade der Muschel und des Widders, wie auch die Gans mit der der Welle und der des Turms.

Italien - Toskana - SienaIn der Stadt erkennt man die einzelnen Contraden an Symbolen, zum Beispiel an kunstvoll verzierten Straßenlampen, die man an etlichen Häusern findet. Außer den 17 Contraden gibt es noch sechs weitere Contraden, die so genannten „Geistercontraden“. Dies sind die Contraden des Hahns, des Löwen, der Viper, des Bärs, des Schwertes und der Eiche.
Nach einer Massenschlägerei  im Jahr 1675 wurden diese Geister-Contraden auf ewig vom Palio di Siena ausgeschlossen und die Stadtteile wurden aufgelöst.
Die einzige Erinnerung an diese Contraden,  die man in Siena findet, findet man ausgerechnet beim Palio di Siena. Die Wappen der Contraden werden am Ende des Umzuges auf dem Piazza del Campo von Knappen getragen.

Die Geschichte der Stadt ist – grob gesagt – geprägt von der Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papsttum, die sich mit den Anhängern der Ghibellini und der Medici verbindet. Die Ghibellini, Parteigänger des Kaisers, erhielten Privilegien, die sie im Gegensatz zu Florenz und den dort herrschenden Medici lange Zeit bevorteilten und sie so als Handelsstadt begünstigten.

In der Schlacht von Montaperti im Jahr 1260 wurden die Florentiner geschlagen. Die folgenden Jahre brachten aber einen Niedergang der Ghibellinen mit sich. Im Inneren kam es immer wieder zu politischen Machtkämpfen, die aber eine wirtschaftliche Blüte der Stadt nicht verhinderten. Zwar stritten Papst- gegen Kaisertreue Ghibellini (auch Guelfen, benannt nach dem Geschlecht der Welfen) und je nach aktueller Regierung in den Kommunen wurden Anhänger der einen oder der anderen Partei aus der Stadt verwiesen und ins Exil geschickt. Opfer dieser Machtpolitik wurde in Florenz beispielsweise auch der berühmte Dichter Dante.

Italien - Toskana - SienaIm Jahr 1389 schlossen die Senesen ein Bündnis mit Gian Galeazzo Visconti, das sie zwar politisch in etwas ruhigeres Fahrwasser, dafür aber für einige Jahre in Abhängigkeit von Mailand brachte. Knapp einhundert Jahre später, 1487, ergriff Pandolfo Petrucci die Macht und gerierte sich despotisch wie die Medici in Florenz.

Anders als den Florentienern war es ihm aber nicht vergönnt, eine Dynastie zu gründen, und so kam nach seinem Tod 1512 die Stadt bald unter den Schutz Karls V.
Die Bürger lehnten sich gegen die zunehmende Tyrannei der Spanier auf, aber 1555 wurde Siena nach langer Belagerung eingenommen und zwei Jahre später als Lehen an Cosimo I. de’ Medici gegeben, unter dem es Teil des Großherzogtums Toskana wurde.
Damit war eingetreten, was über Jahrhunderte als ganz und gar unmöglich galt, Siena war abhängig von Florenz.

Volterra, in der Provinz Pisa gelegen, hat ein wunderschönes römisches Theater, erbaut zur Zeit des Kaisers Augustus, zu dem etwas jüngere römische Thermen gehören.
Der Blick schweift über die sanften Hügel und am späten Nachmittag durchzieht ein bläulicher Hauch, das Sfumato, die Landschaft und taucht sie in ein betörendes Zwielicht. Am Hauptplatz der Stadt, der Piazza dei Priori, steht der älteste erhaltene Kommunalpalast der Toskana, der Palazzo dei Priori.

Hier in seinem Schatten trinkt man den Aperol und spaziert im Nachmittagslicht zur etruskischen Stadtmauer, in der als einziges Tor die Porta all’Arco aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. gut erhalten ist. Es stammt. Im äußeren Bogen sind drei verwitterte Köpfe zu erkennen, deren Bedeutung aber umstritten ist. Von besonderer Bedeutung ist das archäologische Museo Etrusco Guarnacci im Palazzo Desideri Tangassi.

Das bedeutendste Stück der Sammlung ist die Bronzefigur Ombra della Sera (dt. Abendschatten). Es ist mit der Zeit zu einer „Ikone“ für das Museum und die Stadt Volterra geworden. Seine Berühmtheit verdankt es hauptsächlich seiner einzigartigen Form, die den italienischen Dichter Gabriele d’Annunzio an den Schatten einer menschlichen Figur in der Abendsonne erinnert haben soll und vielleicht auch Alberto Giacometti (1901–1966), schweizerischer Bildhauer, bedeutender Vertreter der Plastik des Surrealismus, inspiriert haben soll. Es ist ein Meisterwerk etruskischer Bronzegießer aus der hellenistischen Periode. Ein weiteres bedeutendes Exponat ist die Stele des Avile Tite aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.

Italien - Toskana

Italien - ToskanaAllein schon die Fahrt nach San Quirico d’Orcia durch das Orca-Tal ist atemberaubend schön, aber alles übertrifft der Blick von oben aus dem Ort über die Hügel der Toskana. Am besten man fährt nicht vor der Erntezeit dorthin, denn nach der Ernte erstrahlen die Böden in tausend verschiedenen Braun- und Sandtönen im Nachmittagslicht oder frühmorgens in der aufgehenden Sonne.

Die Collegiata-Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert. Beachtenswert ist das große Seitenportal aus der Werkstatt Giovanni Pisanos des ausgehenden 13., beginnenden 14. Jahrhundert: auf Löwen stehende Atlanten tragen eine kurze Vorhalle.

In und um San Quirico d’Orcia findet man zahllose Sehenswürdigkeiten von ganz besonderem Rang aus den Jahren zwischen dem 11. – 16. Jahrhundert – siehe Sidebar rechts.

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