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Florenz – die Wiege der Renaissance Teil II

Italien - Florenz

Italien - Florenz - GalileiEiner der großen Naturwissenschaftler war Galileo Galilei. Er wohnte als Hofmathematiker in den Palästen der Medici, war Philosoph, Mathematiker, Ingenieur, Physiker, Astronom und Kosmologe.
Er wie alle die anderen, hatten noch keine Berührungsängste mit Philosophie, Kunst und Wissenschaft. Sie führten ihre Dialoge über die Weltsysteme ebenso virtuos und tiefsinnig wie den Pinsel und den Spachtel, maßen die Erscheinungen am Himmel wie die Verhältnisse der Gliedmaßen eines menschlichen Körpers zueinander. Sie diskutierten offen mit Aristoteles, Ptolemäus und Copernicus, überwanden das ptolemäische Weltsystem und fanden die Lichtgeschwindigkeit.

Sie tauchten ein in die Dreidimensionalität und die Ellipsen und scheuten nicht zurück vor Vorstellungen von Relativität, dreihundert Jahre bevor sie wissenschaftlich bewiesen werden sollte.

Florenz war Labor und Experiment der Neuzeit zugleich. Natürlich wäre dies alles nicht möglich gewesen, wenn Florenz nicht in den Jahren zu einem Zentrum des spätmittelalterlichen europäischen Handels- und Finanzwesens und so zu einer der reichsten Städte des 15. und 16. Jahrhunderts sich entwickelt hätte; auch wenn dies einigen Puristen des Geistwesens nicht angenehm im Ohr klingen mag.

Und es war keineswegs sicher hier in den neuen Mauern der Renaissancestadt, in den Werkstätten, den Maler- und Denkschulen, denn über allem wachte ein neidischer Papst in Rom mit seinen kirchlichen Häschern, die nicht zögerten, mit Folter und Exorzismus den neuen Geist auszutreiben.

Italien - FlorenzItalien - FlorenzIm schönen Monat Juli des Jahres 1632 wies der bei Papst Urban VIII. für die Zensur verantwortliche Inquisitor, Niccolò Riccardi, den Inquisitor von Floren an, die Verbreitung des Dialogo von Galileo, die Imprimatur zu verhindern. Am 10. Mai im darauffolgenden Jahr reichte Galilei nach Inhaftierung und Anhörung seine schriftliche Verteidigung ein, eine Bitte um Gnade. Am 22. Juni 1633 fand der Prozess im Dominikanerkloster neben der Basilika Santa Maria sopra Minerva statt. Zunächst leugnete Galilei, auf die Dialogform seines Werkes verweisend, das kopernikanische System gelehrt zu haben.
Ihm wurde der Bellarminbrief (welche Fassung, ist nicht bekannt) vorgehalten, und man beschuldigte ihn des Ungehorsams. Nachdem er seinen Fehlern abgeschworen, sie verflucht und verabscheut hatte, wurde er zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt und war somit der Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen entkommen.
Aber niemand konnte verhindern, dass Galileis Gedanken ihren Weg über Keppler und vielen anderen durch ganz Europa fanden: „Eppur si muove“ – und sie [die Erde] bewegt sich doch!

Galileo fand sein Grab ausgerechnet in Santa Groce in Florenz wie Leonardo da Vinci ausgerechnet in einer Kirche, zwar nicht in Florenz, sondern in der Kapelle des Chateau d’Amboise, aber immerhin unter dem kirchlichen Segen. Es dauerte zwar noch mehr als dreieinhalb Jahrhunderte, bis der Papst Johannes Paul II. Galileo Galilei am 31. Oktober 1992 rehabilitierte; tja, man tat sich halt immer schon schwer mit den Florentinern und ihren geistigen Nachfahren.
Die Absolution aber bekamen weder Galileo noch die aufgeklärte Menschheit vom Polen, der sich, anders als das Weltsystem, nicht dazu bewegen ließ, die damalige Inquisition zu verurteilen, das inquisitorische System zu verlassen, im Gegenteil. Johannes Paul II. rechtfertigte Galileis Richter damit, sie hätten in „gutem Glauben“ im Prozess gegen Galilei gehandelt und erteilte ihnen damit und nicht der Aufklärung die Absolution.

Das Foucaultsche PendelItalien - Florenz - Palazzo PittiWie dem auch sei, Galileos Entdeckungen der Fallgesetze, der schiefen Ebene und der Pendelgesetze wirken weiter und wer weiß, ob nicht der Schiefe Turm zu Pisa sich ehrwürdig vor diesem großen Menschen bis heute nicht verneigt, wo man doch hört, hier habe der Mathematiker die Fall- und die Pendelgesetze zuerst entdeckt.

Das galiläische Pendel, auch Hemmungspendel genannt, beschäftigt bis heute so manchen armen Abiturienten*in und ist doch nichts weiter als das, was man heute weiß; sie dreht sich, die Erde.

Der Physiker Jean Bernard Léon Foucault (* 18. September 1819 in Paris; † 11. Februar 1868 ebenda) hatte ein fast 70 Meter langes Pendel im Pariser Pantheon schwingen lassen. Am unteren Ende der Pendelkugel zeichnete ein Dorn Spuren in ein Sandbett. Nach einigen Minuten war zu erkennen, dass sich das Pendel zu drehen schien – es zeichnete immer neue Spuren in den Sand.
Tatsächlich aber hat sich nicht das Pendel gedreht, sondern das Sandbett – als Folge der Erddrehung. Denn ein Pendel, das einmal schwingt, behält seine Schwingungsebene stets bei.

Ließe man ein Pendel am Nordpol schwingen, so dreht sich binnen knapp vierundzwanzig Stunden die Erde einmal unter ihm hinweg. Auf der Breite Deutschlands bräuchte ein Pendel etwa 31 Stunden für eine volle Runde in Folge der Erddrehung. Alora, sie dreht sich nicht nur, sondern ist auch keine Scheibe, eine Kugel.

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In Florenz haben sich mittlerweile Philosophie und Wissenschaften der Neuzeit herumgesprochen, Päpste und ihre kreationistischen Jünger tun sich nachhaltig schwerer damit. Der Kampf zwischen Denken und Glauben aber hat sich verschoben auf die Ebene der Auseinandersetzung innerhalb der Bürgerschaft Florenz‘, wo es zu erbitterten Streitereien zwischen kaisertreuen Ghibellinen und den später siegreichen Anhängern des Papstes, den Guelfen kam und wofür Aufstieg und Fall der Medici stehen.

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